„Exklusive Einblicke in die Welt der Künstler, Musiker und Kreativen…“, damit lockt die Einladungskarte zum 2. „DIESSENER KUNSTSALON“, wie in einen wertvollen Goldbarren mit großen Lettern eingeprägt. An diesen „Tagen der schönen Künste“ beteiligen sich über 20 KünstlerInnen aus der Ammersee-Region, aus München und sogar international. Das Rahmenprogramm auf der Rückseite ist prall gefüllt: vom obligatorischen Salon-Gespräche mit den Künstlern auch Poesie, Musik, Impros und sogar Workshops.
Eine der Beteiligten werde ich sein: ULISSA, die mobile Künstlerin, mit Reise-Aquarellen aus Marocco vom April/Mai 2017. Während dieser Mal-Reise hatte auch der 1. Diessener Kunstsalon stattgefunden, den ich deswegen leider verpasst habe.
Das nostalgisch anmutende Schwarzweissfoto auf der Einladungskarte dazu bedient bis dato all meinen Vorstellungen zum Thema Kunstsalon: ein offener Kamin, die hohen Wände voller Gemälde in Petersburger Hängung, davor dicke Sessel, in denen zwei Damen sich sichtlich an der Kunst erfreuen. …Mir ging das Herz auf: dort wollte ich auch sitzen, in diesem Flair der Kunst frönen, bei Sherry und in dezenter Unterhaltungskulisse.
Bei näherem Hinsehen erkenne ich die beiden Köpfe in der Fotografie. Es sind die Macherinnen des DIESSENER KUNSTSALON (DKS), Inge Frank und Silke Gottschalk. Eine Fotomontage in eine Original-Aufnahme des Salon der Gertrude Stein Anfang 20. Jahrhundert, genau wie die farbigen Bilder auf der Postkarte, die zeitgenössische Kunst versprechen.
Und plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich doch dabei war, als sich diese beiden Frauen das erste Mal begegneten. An einem verregneten Sonntagnachmittag kurz vor Atelierschluss bei den Ateliertagen 2015 bei ingefrank in Dießen. Wer hätte damals geahnt, dass sich diese beiden Künstlerinnen so gut verstehen und vor allem die gleiche Vision hegen, einen KUNSTSALON ins Leben zu rufen.
…und meine Idee vom Kunstsalon?!
Der Kunstsalon-Gedanke: eine Idee, die mich auch seit mehreren Jahren begleitet. In meinem Atelier pint eine Postkarte mit einer Dame in grünem Gewand, expressionistisch porträtiert, eine üppige Posamenten-Troddl dran geheftet, Arbeitstitel „ULISSA‘s grüner Salon“. Nur fixe Idee oder umsetzbarer, konkreter Plan?
Gern würde ich hier größer* eine Foto davon zeigen, doch bei bewusstem Hinschauen und Lesen der Rückseite der Kunstpostkarte stelle ich erst fest: Es ist gar keine Dame dargestellt, sondern es handelt sich um ein Selbstbildnis von Marc Chagall aus dem Jahre 1914. (*um keine Linzenzschwierigkeiten zu bekommen nur in klein).
In einem Arbeitsgespräch zum DKS mit ingefrank, wo es eigentlich drum ging, spontan mein Mobiles Atelier als Kunst zum Miterleben im Rahmenprogramm anzubieten, wird mir jäh bewusst, wie wenig ich bislang konkret über Kunstsalons weiß. Fasziniert von der Thematik überkommt mich die Lust, tiefer in den Kosmos Kunstsalon einzutauchen. Auch um ein Gespür für die geschichtliche Dimension des Begriffs zu bekommen, an dem mein Traum von „ULISSA‘s grünem Salon“ mitunter gemessen würde.